klingklong_fsk_hamburg

klingklong - radio sendung für improvisierte musik und neue klangwelten # auf FSK radio in hamburg # 93,0mhz antenne – 101,4mhz kabel # hier online hören: klickt rechts auf das gruene abspielsymbol # am studio-mikrophon: sylvia necker **** klingklong – monthly radio broadcast for experimental and improvised music with sylvia necker at microphone # next show see on the right # listen now online - push the green button #

Dienstag, 27. April 2010



klingklong
sendung für improvisierte musik und neue klangwelten

die siebenundvierzigste ausgabe der sendung ist zu hören am
samstag - 29. mai 2010 - 20:00 bis 08:00 uhr

in hamburg antenne 93.0 mhz oder kabel 101,4mhz
themenschwerpunkt diesmal: in erinnerung an jens roehm
###Wählt die Signale! Ein Radiokonzert für 144 Handys###


zwei sendungen kooperieren an diesem abend: #ligna# und #klingklong# präsentieren eine aufzeichnung des konzerts von jens roehm ###

Am 11. März 2010 starb der Hamburger Musiker und Komponist Jens Röhm. Jens hatte Kompositionstechniken in Hamburg studiert und war Gründungsmitglied des Komponisten-Kollektivs Nelly Boyd, das mit vielen wegweisenden Komponisten der Neuen Musik, etwa Alvin Lucier und Phil Niblock, zusammenarbeitete.
2003 gestaltete Jens die Klingeltöne für das “Radiokonzert für 144 Handys” der Gruppe Ligna, das die HörerInnen des Freien Sender Kombinats eine ganze Nacht lang nicht nur hören, sondern selber spielen konnten. Von Samstag Abend um 20 Uhr bis zum nächsten Morgen um acht lagen 144 Handys auf einem Podest im Lichthof der Galerie der Gegenwart in der Hamburger Kunsthalle aus, angeordnet in einem Raster von zwölf mal zwölf Geräten. Über ihnen hingen zwei Mikrofone, die jedes Klingeln der Geräte in den Sender übertrugen, von wo aus es über die Frequenz 93,0 MHz und über einen Internetlivestream ausgestrahlt wurden. Während des Konzerts war das Publikum in der Galerie der Gegenwart nicht anwesend, sondern bestand aus den zerstreuten RadiohörerInnen, die eingeladen waren, die Handys von außerhalb anzurufen. So entstand im Laufe der Nacht eine kollektive Komposition, die sich aus über viereinhalbtausend Anrufen zusammensetzte ### http://ligna.blogspot.com/2009/05/wahlt-die-signale-ein-radiokonzert-fur.html ###

Jens Röhm arbeitete in seinen Kompositionen stets ortsspezifisch: Er leitete ihre Gestaltungsprinzipien von den Eigenschaften, den baulichen Gegebenheiten und den sozialen Nutzungen des Raumes ab, für den sie geschaffen wurden. In diesem Sinne verstand er den abgeschlossenen – und vielfach alarmgesicherten - Lichthof der Galerie der Gegenwart als Resonanzkörper der Handyklänge. In Vorarbeitem zum Konzert analysierte Jens den Klang des Raumes und bestimmte seine Eigenresonanz. Es handelte sich um Obertöne einer Grundfrequenz um 52 Hertz, was etwa dem Ton G# auf der temperierten Skala entspricht. Auf dieser Analyse aufbauend, leitete er die harmonische Struktur der Klingeltöne von der Obertonreihe des G# ab, so dass ein Zusammenspiel mit dem Raum entstand, das Interferenzen erzeugte, die nicht vorherhörbar waren. In den raren Momenten, in denen kein Handy ausgelöst wurde, war die Stille des Raums als Klang hörbar. Jens begriff das Raster der 144 Mobiltelefone als Instrument, das die spielenden Hörerinnen und Hörer des Konzertes im Laufe der Nacht erkunden und immer besser kennen lernen sollte. Er verteilte deshalb die Klingeltöne, die er komponierte, nach einem recht leicht nachvollziehbaren Muster über die Geräte: An den Außenpunkten waren leicht wiedererkennbare, schwebende Einzeltöne zu hören, zum Zentrum hin wurden die Klangfolgen immer komplexer und bildeten kleine, fragmentierte Melodiefolgen. Die Abbildung zeigt eine Skizze von Jens, die die Anordnung der Klänge auf dem Handyfeld wiedergibt. ###

Immer wieder einmal war eine zweite Aufführung des Handykonzertes im Gespräch. Sie hätte einen ganz anderen Verlauf als die erste genommen. Zu ihr ist es nie gekommen. Wir spielen heute die Aufzeichung der ersten und einzige Aufführung des Konzertes und möchten damit an eine zufällige Konstellation einer Nacht des April 2003 erinnern: An die vergängliche, unwiederholbare und in keinem Moment kontrollierbare Assoziation, die die spielenden Hörerinnen und Hörer des Freien Sender Kombinats miteinander eingingen und die sie der Komposition von Jens Röhm verdankten. ###

### mehr zur sendung #ligna# unter: www.ligna.blogspot.com ### mehr zur sendung #klingklong# unter: http://www.klingklong-fsk.blogspot.com ###